HEIMATHAFEN

Das Bild zeigt einen Raum mit einem Tisch in der Mitte, auf dem viele Getränke stehen. Um den Tisch herum sitzen sieben Personen mit dem Blick auf zwei Männer an der Stirnseite. Die Männer sind Horst Hrubesch und Bernd Wehmeier. Sie sitzen auf einem grauen Sofa und unterhalten sich mit den Personen im Raum.

Der HSV verbindet

Gelebte Inklusion ist im Volkspark ein zentrales Thema. Jetzt rücken Mitglieder, die älter als 65 Jahre sind, besonders in den Fokus mit dem Seniors Club und vielen Angeboten.

Das Bild zeigt eine Gruppe älterer Fans vor dem Volksparkstadion. Sie tragen Fankleidung und halten zwei Fahnen hoch: eine des Seniors Clubs und eine des HSV Supporters Clubs.

Gemeinsamer Seniors Club Treffpunkt beim HSV-Heimspiel.

Inklusion beim HSV geht weit über bauliche Barrierefreiheit hinaus. Sie umfasst alle Vielfaltsdimensionen Herkunft, sexuelle Orientierung, Behinderung, Geschlecht und geschlechtliche Identität, Einkommen, Glaube und Alter – und steht für eine Gemeinschaft, in der alle Menschen teilhaben und mitgestalten können. Einen besonderen Fokus legt der HSV dabei auf die Älteren. Denn die Partizipation älterer Menschen sieht der Club längst als wichtiges gesellschaftliches Thema. Schließlich erreichen immer mehr Menschen ein höheres Lebensalter. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, gibt es den HSV Seniors Club, den der HSV im Herbst 2024 gegründet hat. „Wir wollen den HSV-Mitgliedern ab 65 Jahren ein zielgruppenorientiertes Angebot bieten“, sagt Tobias Zindikus. Dem Seniors Club gehören aktuell rund 7.500 Mitglieder in dieser Altersklasse an – viele von ihnen sind dem Verein schon seit Jahrzehnten verbunden. In fünf Jahren dürfte sich ihre Zahl mehr als verdoppeln.

Zindikus, mit 33 Jahren noch weit vom Renteneintrittsalter entfernt, kümmert sich beim Hamburger Sport-Verein e.V. mit viel Elan unter anderem um die Mitglieder über 65. Der Seniors Club versteht sich als Begegnungsort für Menschen, die den HSV nicht nur vom Fernsehsessel aus verfolgen wollen. Bei regelmäßigen Treffen erleben sie Fußball, Austausch, Bewegung und somit ihren Herzensverein neu jenseits von Altersgrenzen – und zeigen, wie wichtig Teilhabe und Begegnung auch im Alter bleiben.

„Wir wollen ganz viel lernen, Neues ausprobieren“, sagt Tobias Zindikus. Das Angebot ist breit: von der Tour durch den alten Elbtunnel über gemeinsame Stadionbesuche bis zu Legendentalks mit Bernd Wehmeyer oder Horst Hrubesch sowie Workshops zum Thema Alzheimer und Umgang mit Demenz. „Es macht viel Spaß, zu sehen, dass Menschen aktiv bleiben, Gleichgesinnte finden, sich austauschen“, sagt Zindikus. Perspektivisch soll es Angebote in vielen weiteren Abteilungen des Vereins geben. Die Rückmeldungen sind gut, die Nachfrage nach dem exklusiven Ticketkontingent pro Spiel ist enorm die Stadionplätze sind leichter zugänglich und die Mitglieder können das Spiel gemeinsam als Gruppe verfolgen.

Easy-Access-Plätze

Im Volksparkstadion gibt es Easy-Access-Plätze im Block 12A. Das sind Vorzugssitzplätze, die von Menschen mit Behinderung und nicht sichtbaren Behinderungen/Erkrankungen, älteren oder auch schwangeren Personen genutzt werden können. Die Plätze bieten ausreichend Platz, befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den sanitären Einrichtungen und zum barrierefreien Eingang im Südosten des Stadions.

Es ist eben schön, wenn neue Kontakte mit anderen Fans geknüpft werden können, die vielleicht auch schon Enkelkinder haben oder sich auch noch gut an die Europapokal-Helden der 1980er-Jahre erinnern.

Tobias Zindikus,
Koordinator Mitgliederevents & Seniors Club des Hamburger Sport-Verein e.V.

Ein Anker in stürmischer See: Der Erinnerungskoffer des HSV

Wie auch die Angebote im Seniors Club zeigen, endet Inklusion für den HSV aber längst nicht an den Toren des Stadions. Deshalb hat das Team um Fanny Boyn, Fanbeauftragte beim HSV mit dem Schwerpunkt Inklusion & Diversität, zusammen mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg den Erinnerungskoffer ins Leben gerufen. Demenzkranke etwa wissen manchmal ihren Namen nicht mehr, können aber Gedichte aus der Kindheit vortragen. Hier setzt das Projekt an. Seit Beginn des Jahres 2020 besucht der HSV mit dem Erinnerungskoffer Pflegeeinrichtungen, um mit Menschen mit einer demenziellen Erkrankung über HSV-Anekdoten zu sprechen. Im Koffer: originale Fanartikel aus Schwarz-Weiß-Zeiten und die entsprechenden Fotos. Sie sollen bei den Fans positive Erinnerungen wieder ins Gedächtnis rufen und die Erinnerungsleistung stärken. Die Erinnerungsarbeit spielt in der gesundheitlichen Versorgung von Menschen mit Demenz von jeher als Teil der Biografiearbeit eine große Rolle. Sie hat vielfältige Effekte: die Stärkung der Identität, die Vorbeugung gegen Einsamkeit, die Verbesserung des Wohlbefindens sowie insbesondere die Stärkung verbleibender Ressourcen und die Vermittlung von Sicherheit und Geborgenheit. „Es ist erstaunlich, wie vorher praktisch stumme, orientierungslose Seniorinnen und Senioren plötzlich Halt in der Erinnerung finden“, sagt Fanny Boyn. Der HSV ist der emotionale Anker.

Das Bild zeigt eine Gruppe älterer Menschen in Sportkleidung unter Bäumen, die mit Nordic-Walking-Stöckern eine Gymnastikübung machen. Im Hintergrund ist das Volksparkstadion zu sehen.

Der HSV Seniors Club bewegt die Mitglieder auch außerhalb der Spieltage.

Brücken zwischen den Generationen

Der Austausch ist eng zwischen Zindikus und Boyn. „Beim Thema Alter denken viele zuerst an körperliche Einschränkungen“, sagt sie. Doch die Herausforderungen seien vielfältiger. Einsamkeit kann ein Teufelskreis sein wer einsam ist, verliert leicht die Kraft, in den sozialen Austausch zu gehen. „Das wollen wir durchbrechen“, sagt Boyn. Auch deshalb bietet der HSV Sozialtickets an. Mit den Eintrittskarten kommen pro Heimspieltag rund 100 Fans kostenlos ins Stadion, einige werden dabei über den Hamburger Kulturschlüssel von Ehrenamtlichen begleitet und auch so werden persönliche Begegnungen und Austausch gefördert.

Je intensiver sich das Team um Fanny Boyn mit den Fragen um Alter und Einsamkeit beschäftigt, desto klarer wird: Einsamkeit, eine fehlende Peer-Group, die einen Stadionbesuch spannender machen kann, das betrifft auch immer mehr junge Menschen. „Wir werden versuchen, hier die Hand auszustrecken“, sagt die Fanbeauftragte. Boyn und Zindikus wollen den Austausch innerhalb der Fangemeinschaft stärken. „Es geht uns auch immer um den Perspektivwechsel wir wollen und können voneinander lernen“, sagt Tobias Zindikus. So gab es kürzlich eine Stadionführung von Fans über 65 Jahren mit den Young Ones, den Mitgliedern des HSV zwischen 13 und 17 Jahren.

SDGs?

SDGs ist die Abkürzung für Sustainable Development Goals. Es handelt sich um 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, die von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden.

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