In den Fanshops des HSV gibt es Hunderte Artikel, von denen immer mehr mit Nachhaltigkeitssiegeln zertifiziert sind. Ein Gespräch mit Sascha Steinbrück, Head of Merchandising beim HSV, über den eingeschlagenen Weg der Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Herausforderungen.
Sascha, was bedeutet Nachhaltigkeit für dich, wenn du an Fußball-Fanartikel denkst?
Fanartikel sollten im besten Fall dieselben Standards erfüllen wie jedes andere Produkt. Zentral ist für mich, dass ein Produkt frei von Schadstoffen ist, ökologisch nachhaltig produziert wurde und alle Beteiligten in der Lieferkette faire Arbeitsbedingungen vorfinden.
Woran sind nachhaltige Fanartikel im HSV-Fanshop zu erkennen?
Unsere Fanshops bieten Merchandising-Artikel an, die mit verschiedenen Siegeln wie etwa dem Global Organic Textile Standard (GOTS) Label, dem Umweltzeichen Blauer Engel, dem Fairtrade-Textilstandard oder auch mit dem Produktlabel Oeko-Tex Made in Green ausgestattet sind, mit dem Grünen Knopf zertifiziert und meist aus Fairtrade-Baumwolle hergestellt wurden. Die Nachhaltigkeit bezieht sich bisher meist auf den textilen Bereich, bei Produkten aus Kunststoff oder anderen Materialien sind wir – leider – noch nicht so weit. Wir sind als HSV zwar ein großer Fußballverein mit vielen Fans, als Produzent von Merchandising-Artikeln beziehungsweise Kleidung können wir allein aber leider wenig erreichen. Doch wir geben alles, denn der Weg der Nachhaltigkeit ist der richtige.
Wie sehr ist Nachhaltigkeit denn schon im Fanartikel-Sortiment des HSV angekommen?
Wir sind nicht bei hundert Prozent, aber deutlich über fünfzig Prozent. Man muss bedenken, dass viele Produkte von Partnern kommen, auf die wir nur bedingt Einfluss haben. In der Branche ist noch längst nicht alles perfekt, trotzdem tut sich sehr viel, Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Aber wir tun natürlich auch selbst etwas. Wir versenden klimafreundlich* mit GoGreen von DHL und überlegen gerade, wie wir unsere Artikel in Großstädten von regionalen Anbietern mit Lastenrädern ausliefern lassen können. Wir sparen mit passgenauen Papierverpackungen, dank derer wir kein Füllmaterial mehr brauchen. Und dann ist da noch unser Engagement in Indien.
* „Ausgleich der beim Transport entstandenen CO2-Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte.“ (Quelle)
Anfang Januar 2023 bist du dafür mit Marieke Patyna (Chief Strategy, People & Sustainability Officer und Prokuristin) in einer Delegation der Initiative „Vom Feld in den Fanshop“ in den Westen Indiens gereist – gemeinsam auch mit einer Vertreterin vom FC St. Pauli. Das musst du erklären.
(lacht) Ja, hier steht die Raute ganz selbstverständlich neben dem Totenkopf. Ich war bereits Anfang 2020 bei der Eröffnung der ökologisch umgebauten Green Factory in Südindien dabei. Dort lassen wir in Zusammenarbeit mit Brands Fashion die Rothosenkollektion sowie die Kinder- und Babykollektion produzieren – weitere Teile des Sortiments werden folgen. Dieser Besuch im Januar 2023 in Gujarat war nun der logische nächste Schritt, denn wir wollen die ganze Lieferkette unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten gestalten.
Welchen Fokus hatte die Reise zu den Baumwollfeldern in Indien?
Am Anfang der Reise standen die Qualität und die Produktion der Baumwolle noch deutlich im Vordergrund. Es geht darum, auf Bioanbau umzustellen. Das ist auch weiter wichtig. Aber während der Reise hat sich das ein Stück weit verschoben. Wir haben in dieser einen Woche so viele Eindrücke gewonnen, so viele spannende Menschen kennengelernt, haben aber auch an so vielen Stellen gesehen, unter welchen Bedingungen Menschen in dieser Region leben und arbeiten. Da haben wir eine Verantwortung.
Was hat dich besonders berührt?
Da gibt es Schulen, die Kinder mit Smart Learning unterrichten. Aber tagsüber gibt es manchmal keinen Strom, dann sitzen die Kinder herum und warten. Dinge, die für mich in Hamburg selbstverständlich sind, wie Elektrizität können dort jederzeit wegbrechen. Also helfen wir und finanzieren im Rahmen der Initiative den Bau einer Solaranlage. Das kostet nicht viel – und verändert die Welt für diese Schulkinder. Außerdem haben wir Sportangebote initiiert, durch die gerade junge Mädchen einen echten Schub Selbstbewusstsein bekommen.
Der Volkspark ist weit weg von Baumwollfeldern in Westindien. Wie schafft ihr Vertrauen, diesen Weg gemeinsam zu gehen?
Das gelingt in erster Linie über die Sicherheit. Dort arbeiten Menschen manchmal von der Hand in den Mund, denen müssen wir Verlässlichkeit bieten. Also garantieren wir, sowohl die Zeit der Umstellung auf Biobaumwolle zu begleiten als auch danach für mindestens fünf Jahre Baumwolle abzunehmen.
Wir geben alles, denn der Weg der Nachhaltigkeit ist auch im Merchandising der richtige.
Sascha Steinbrück
Woher kommt dieses Engagement für mehr Nachhaltigkeit im Merchandising? Wird oft danach gefragt?
Wir erleben schon Interesse, aber es ist nicht so, dass die Fans uns da über ein normales Maß hinaus antreiben würden. Das ist ein Antrieb im Club, wir wollen vorangehen, weil mir, weil uns dieses Thema so wichtig ist. Und auch unser deutscher Partner Brands Fashion aus der Nordheide geht da voran.
Ist es möglich, dass das gesamte Sortiment und die Fanshops eines Tages nachhaltig ausgerichtet sind?
Das ist schwer zu sagen. Wir müssen Schritt für Schritt gehen. Aber wichtig ist, dass wir frühzeitig losgegangen sind, dass wir etwas machen und zeigen: Wir haben uns auf den Weg gemacht für mehr Nachhaltigkeit. Veränderung ist möglich.
SDGs?
SDGs ist die Abkürzung für Sustainable Development Goals. Es handelt sich um 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, die von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden.