UMWELT

Vom Feld in den Fanshop

Mit Nachdruck treibt der HSV das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Merchandising voran. So fördert das Projekt „Vom Feld in den Fanshop – initiiert von Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Sport – den biologischen Baumwollanbau in Indien.

Die Initiative „Vom Feld in den Fanshop“ wurde im Frühjahr 2022 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem Textilunternehmen BRANDS Fashion GmbH gemeinsam mit sieben Clubs (1. FC Union Berlin, Arminia Bielefeld, Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, SV Werder Bremen, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg) ins Leben gerufen. Inzwischen haben sich zwei weitere Clubs (Borussia Dortmund, FC St. Pauli) angeschlossen. Die Initiative verbindet die beiden Komponenten nachhaltiges Merchandising und Sport für Entwicklung. Innerhalb der Komponente nachhaltiges Merchandising wird eine indische Baumwollkooperative aus ungefähr 450 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bei der Umstellung auf biologischen Baumwollanbau unterstützt. Der Anteil zertifizierter Biobaumwolle an der weltweiten Baumwollproduktion beträgt zurzeit nur circa ein Prozent. Innerhalb der Komponente Sport für Entwicklung wird der Zugang zu Bildungs- und Sportangeboten für ungefähr 1.000 Kinder und Jugendliche in der Baumwollanbauregion gefördert.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH setzt das Projekt im Auftrag des BMZ gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern vor Ort um. Dazu zählen Fairtrade Deutschland, Produzentinnen und Produzenten des landwirtschaftlichen Erzeugerbetriebs Rapar and Dhrangadhra Farmers Producer Company (RDFC) sowie die soziale Organisation YFC Rurka Kalan.

Die Initiative hat eine Laufzeit von Frühjahr 2022 bis Frühjahr 2025. Die Laufzeit ist daran orientiert, dass die Umstellung von konventioneller Baumwolle auf Biobaumwolle drei Jahre dauert. Die beteiligten Clubs nehmen die Baumwolle aus dem Projekt bereits während der dreijährigen Umstellungsphase ab. Als sogenannte „Cotton in Conversion“-Kollektion sind bereits seit Sommer 2023 erste Fanartikel aus Baumwolle der Projektregion bei den Clubs im Handel.

Im Januar 2023 haben die Beteiligten gemeinsam eine einwöchige Delegationsreise nach Gujarat in Westindien angetreten, um am Beginn der Textillieferkette die ersten Erfolge zu begutachten und sich ein Bild von den weiteren Aufgaben zu machen.

Einblicke in die Arbeit vor Ort

Mit der Initiative „Vom Feld in den Fanshop“ fördern die Projektpartnerinnen und -partner am Anfang der Textillieferkette sowohl ökologische als auch soziale Nachhaltigkeit. Die Zielsetzung besteht darin, die Lebensbedingungen von Baumwollbäuerinnen und -bauern sowie von Kindern und Jugendlichen in den Gemeinden der Anbauregion zu verbessern, indem drei Aspekte verfolgt werden:

  • nachhaltigen Anbau fördern durch die Umstellung von konventioneller auf Biobaumwolle
  • Life-Skills durch Sportprogramme vermitteln, die auf den Arbeitsmarkt vorbereiten und für den Umwelt- und Ressourcenschutz sensibilisieren
  • Aufmerksamkeit für nachhaltiges unternehmerisches Engagement in Deutschland schaffen sowie für das Thema nachhaltige Textilien sensibilisieren durch Medien- und Öffentlichkeitsarbeit

Dieses Projekt wurde im September 2023 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Sport
nominiert.

Komponente nachhaltiges Merchandising

Für Kleinbäuerinnen und -bauern bietet der Anbau von zertifizierter Biobaumwolle große Vorteile. Der biologische Anbau konzentriert sich primär auf positive Umwelteffekte, hat aber auch positive soziale Auswirkungen wie die Verringerung wirtschaftlicher Risiken für die Kleinbäuerinnen und -bauern. Während der dreijährigen Umstellungsphase von konventioneller auf Biobaumwolle können die Kleinbäuerinnen und -bauern die Baumwolle nicht als Biobaumwolle verkaufen und erhalten daher auch keine Bioprämie. Dies bedeutet für einkommensschwache Kleinbäuerinnen und -bauern ein hohes wirtschaftliches Risiko. Durchschnittlich kehren mehr als 50 Prozent der Kleinbäuerinnen und -bauern innerhalb des ersten Jahres wieder zum konventionellen Anbau zurück, da sie die Umstellung ohne Unterstützung nicht schaffen. Hier setzt die Initiative an und verbessert die Lebensbedingungen der Familien in der Anbauregion, indem die Umstellungsphase auf Ökolandbau (organic in conversion) gefördert und das Angebot bei gesicherter Nachfrage nach Biobaumwolle gesteigert wird. Außerdem werden die Kleinbäuerinnen und -bauern mit dem Zugang zu verbessertem Saatgut und durch Schulungen in nachhaltigen Anbaupraktiken sowie individuelle Vor-Ort-Beratung unterstützt.

Neben der Biozertifizierung wird auch eine Fairtrade-Zertifizierung durchgeführt, die Mindestpreise und Prämien sicherstellt. Zusätzlich wird eine Prämie gezahlt zum Ausgleich der Auswirkungen von Ertragseinbußen in der Übergangsphase zum ökologischen Landbau.

Darüber hinaus werden Schulungen zu sozialen Aspekten durchgeführt, um Frauen und Familien zu fördern. Die Themen betreffen die Gesundheit von Frauen, die Sensibilisierung für Kindererziehung in der Grundschule und die Einbeziehung von Frauen in den ökologischen Landbau sowie die Erläuterung der Vorteile des Projekts für die gesamte Familie. Weitere Schulungen sind auf menschenwürdige Arbeit und die Verhinderung von Kinderarbeit ausgerichtet.

Komponente Sport für Entwicklung

Laut dem indischen „National Multidimensional Poverty Index – A Progress Review 2023“ lebten 2019 bis 2021 19,28 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Regionen in Armut – circa 3,5-mal so viele wie in städtischen Regionen. Dementsprechend ist die soziale Entwicklung in ländlichen Gebieten eher niedrig und die Analphabetismusrate hoch. Problematisch ist ein mangelhafter Zugang zu Bildung und Bildungsangeboten, vor allem für Mädchen und junge Frauen.

Hier setzt die Initiative an und verbessert die Lebensbedingungen in den Gemeinden der Anbauregion, indem Kinder und Jugendliche durch Sport für Entwicklung gefördert werden. Die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit der indischen Organisation YFC Rurka Kalan. Die Trainingseinheiten sind darauf ausgerichtet, das Bewusstsein der Teilnehmenden für gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Gleichstellung der Geschlechter sowie Gesundheit zu stärken und deren Social Skills zu fördern.

Für den HSV besuchten Marieke Patyna, Chief Strategy, People & Sustainability Officer und Prokuristin, und Sascha Steinbrück, Head of Merchandising, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Indien.

Traditionell: Sascha Steinbrück erhält einen roten Punkt, ein indisches Segenszeichen, auf die Stirn getupft.

Sportlich ging es bei dem Besuch auch zu. Alle Teilnehmenden kämpften beim Staffellauf um den Sieg.

Gleich neun Fußball-Clubs beteiligen sich an der Initiative „Vom Feld in den Fanshop“

Gastfreundschaft und viel Spaß haben die Teilnehmenden in Indien erfahren. Hier Sascha Steinbrück beim Faustcheck.

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SDGs?

SDGs ist die Abkürzung für Sustainable Development Goals. Es handelt sich um 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, die von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden.

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